Aktiv & Vital KW 48/23

Andreastag und -nacht

Nach unserer Reihe „Museen im Donnersbergkreis“ möchten wir auf alte Bräuche schauen, die in der Vorweihnachtszeit zu finden sind. Allseits bekannt ist der Brauch der Martinsumzüge und der Beginn der Fastnachtszeit. Nicht mehr so bekannt ist die Andreasnacht und der Andreastag. Die Andreasnacht ist eine sogenannte Losnacht, das heißt, dass es eine Schicksalsnacht ist, in der unser Schicksal neu ausgerichtet wird. Losen steht für Wahrsage, Vorhersage. Der Andreastag war früher das Ende des Kirchenjahres, das am 1. Dezember begann. Heute beginnt es nach dem Toten- oder Ewigkeitssonntag mit dem 1. Advent.

Der Apostel Andreas lebte als Fischer am See Genezareth und soll am 30. November 60 in der griechischen Stadt Patras als Märtyrer gestorben sein. Der Legende nach soll er an ein schräges Kreuz, das aus zwei diagonal aneinandergelegten Holzbalken gezimmert war, gebunden worden sein. Heute kennen wir dieses Kreuz als Andreaskreuz, das sich zum Beispiel an Bahnübergängen befindet. In einigen Ländern ist es auch Bestandteil der Nationalflagge. Auf der Flagge von Schottland sehen wir ein weißes Andreaskreuz auf blauem Grund.

Die verschiedenen Bräuche gehen auf die Bedeutung des Heiligen Andreas als Schutzheiliger der Fischer, der Liebenden und des Ehestandes zurück. Vor allem heiratswillige Mädchen nutzten die Andreasnacht um zu erfahren, ob und wen sie heiraten würden, da die Nacht als „Nacht der Liebesorakel“ galt.
Selbst die Brüder Grimm schildern solche Bräuche in ihren „Deutschen Sagen“.

Ein solcher Brauch war das Pantoffelwerfen. Das Mädchen warf über ihre Schulter einen Pantoffel zur Tür. Zeigte die Spitze des Pantoffels zum Ausgang, dann konnte sie im nächsten Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem Heiratsantrag rechnen.
In Polen wurde mit den Schuhen der Mädchen eine Schlange gebildet und das Mädchen, dessen Schuh die Tür berührte, würde als erstes heiraten.

Ein weiteres Hochzeitsorakel, das Lichtelschwimmen, ist aus Böhmen überliefert. Dabei wurden doppelt so viele Walnussschalen wie anwesende Mädchen mit einer kleinen Kerze bestückt und in ein großes Gefäß mit Wasser gesetzt. Jedes Mädchen hatte also zwei Kerzen, eine für sich und eine mit dem Namen ihres Zukünftigen. Die Nussschalen, die sich trafen, symbolisierten ein zukünftiges Brautpaar.

Das Andreasgebet war auch ein weitverbreiteter Brauch. Hier sprang das Mädchen auf ihr frisch gemachtes Bett und betete, in der Hoffnung ihr Ausgewählter würde ihr nachts erscheinen, folgendes Gebet:

„Dass ich mei Bettstatt betritt, dass mir erscheint der Herzallerliebste mein, wie er geht und wie er steht und wie er mi zum Traualtar führt.“
Zum Andreastag gibt es auch die verschiedene Bauernregeln. Hier ein paar Beispiele:

„Andreasschnee – tut Korn und Weizen weh!“
„Andreas hell und klar, beschert uns ein gutes Jahr.“